Schadenserwartungswert

Schadenserwartungswert

Beschreibung und Verwendung: Der Schadenserwartungswert berechnet sich aus der Eintrittswahrscheinlichkeit eines Risikos und der Schadenshöhe. Dies ist ein auf den ersten Blick einfaches und universell anwendbares Risikomaß. Dabei ist jedoch zu beachten, dass ein erwarteter Wert kein Risiko i.e.S. darstellt und für ein taugliches Risikomaß eine Wahrscheinlichkeitsverteilung zugrunde gelegt werden muss.

Der Schadenserwartungswert ist auch kein Verlustmaß i.e.S., wird aber hier aufgeführt, weil er ähnlich berechnet wird wie der EL.

Varianten: Für den Schadenserwartungswert sind zunächst Annahmen über die Verteilung zu treffen. Üblich ist die Binomialverteilung, bei der nur zwei Fälle unterschieden werden: Schaden/kein Schaden. Sie sollte aber nur bei sog. Eventrisiken (z.B. defektes Bauteil) verwendet werden. Üblich ist auch die Normalverteilung, die aber extreme Schäden unterschätzt und daher auf viele Größen in der Immobilienwelt (z.B. Bau- und Sanierungskosten) nicht gut anwendbar ist. Besser geeignet ist in vielen Fällen die Dreiecksverteilung, sofern nicht „echte“ Verteilungen empirisch hergeleitet werden können. Die Schadenshöhe wird üblicherweise aus Erfahrungswerten, Benchmarkwerten oder selbst erstellten Szenarien abgeleitet.

Der Schadenserwartungswert wird häufig in einer Matrix dargestellt (Risikolandkarte, Risk map, Heat map).

Managementaufgabe: Der Schadenserwartungswert ist universell einsetzbar und leicht zu berechnen. Er hat daher in der Immobilienbranche eine außerordentlich hohe Bedeutung. Richtig angewendet kann die Kennzahl viele Entscheidungen in Immobilienunternehmen sinnvoll unterstützen, vom strategischen Management (z.B. Festlegung der akzeptablen Risiken), über die Risikoidentifizierung (z.B. Erstellung einer groben Risikolandkarte als Ergebnis einer Risikoinventur) bis zum operativen Geschäft (z.B. Abschätzen des Risikos einer Baumaßnahme).

Berechnung: E(X) = SH · p

Parameter: X = Risiko
SH = Schadenshöhe
p = Eintrittswahrscheinlichkeit (Probability)

Einheit = Geldeinheit

Quelle

Gleißner (2017b), S. 6-8, Kennzahlenkatalog Immobilien-Risikomanagement © gif Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung e.V., Juni 2020