Traditionell standen im stationären Einzelhandel Standortlagen in den Innenstädten, den Stadtteilzentren (Vororten) und in Wohnortnähe lange im Vordergrund. Tietz nannte dies das primäre Ladeneinzelhandelsnetz.(1) Etwa ab 1965 entwickelte sich daneben ein an Autokunden orientiertes Angebot an Standorten am Rande oder außerhalb von Siedlungsgebieten, das Tietz als das sekundäre Ladennetz bezeichnete. Bei ihm lassen sich insbesondere nach der Herkunft der genutzten Grundstücke verschiedene Fälle unterscheiden:
Bei der »Grünen Wiese« handelt es sich um eine dezentrale, autokundenorientierte Standortlage,deren näheres Umfeld v.a. durch landwirtschaftliche Nutzungen (Äcker, Wiesen) oder sonstige naturbelassene Räume (Wälder, Seen) geprägt ist.
Im Gegensatz dazu handelt es sich bei der sog. »Braunen Wiese« um Konversionsflächen in dezentraler, autokundenorientierter Lage, welche bisher industriell oder auch militärisch genutzt waren und einen hohen Versiegelungsgrad aufweisen. Bei einer früheren Nutzung durch Industriebetriebe wird auch von »Grauer Wiese« gesprochen. Daneben gibt es auch innerstädtische Konversionsflächen.
Seit dem Aufkommen dieses sekundären Ladennetzes wird diskutiert, inwieweit solche Standortlagen mit dem Grundsatz der städtebaulichen Integration kompatibel sind.
Beispiele:
Einkaufszentren auf der »Grünen Wiese«:
Main-Taunus-Zentrum, Sulzbach (Hessen),
A10-Center, Wildau (Brandenburg),
Loop5, Weiterstadt (Hessen),
Citti-Park, Rostock (Mecklenburg-Vorpommern).
Fachmarkt-Agglomerationen auf der »Grünen Wiese«:
IKEA, OBI u.a. in Köln-Godorf,
Aldi, Lidl, Bauhaus, Chalet Möbel, Dänisches Bettenlager, Tommy Hilfiger, Mexx, Pepe Jeans, Big Deal Jeans Discount,Schuh German, Wehmayer Modecenter, Schuh 4 You u.a. in Mülheim-Kärlich.
Militärische Konversionsflächen:
Factory-Outlet-Center Zweibrücken (ehemaliger kanadischer Flugplatz).
(1) Tietz, B.: Warum die City und die grüne Wiese nicht ohneeinander existieren können, in Marketing ZFP, 11.Jg. (1989), Nr.2 S.77-85